FDP Schwaben: Laudatio des Landrats Markus Müller auf Prof. Dr. Georg Barfuß Altbürgermeister Lauingen - MdL a.D.

FDP Schwaben

Sehr geehrter Herr Dr. Barfuß,

es gibt wohl im gesamten Landkreis Dillingen wenig Politiker, die in einer Spanne von über 40 Jahren eine solche Vielzahl unterschiedlicher politischer Ämter ausgefüllt haben wie Sie: Stadtrat, Kreisrat, Bürgermeister, Fraktionsvorsitzender und schließlich Landtagsabgeordneter. Die Bandbreite Ihrer politischer Ämter spiegelt Ihre fachliche Kompetenz, Ihre visionäre Sicht von Politik, Ihre Weltoffenheit und Ihre unbändige Lust an Neuem und Unerwartetem wider. Es hieße die Quadratur des Kreises zu versuchen, alle Ihre Stationen, Visionen, Strategien, Werke und Taten, aber auch Niederlagen, Brüche und Schicksalsschläge in einer Laudatio unterzubringen. Ich darf mich deshalb auf heute noch nachweisbare und sichtbare Stationen und Aktionen beschränken, die mit dem Namen Georg Barfuß eng verbunden sind.

1978 zogen Sie als junger Mann, Ihres Zeichens Berufsschullehrer, in den Kreistag des Landkreises Dillingen ein. Sie profilierten sich rasch als eloquenter und sachkundiger, auch streitbarer Redner, dabei durchaus auf den eigenen Standpunkt bedacht, wenn es um die beste Lösung anstehender Probleme ging. So blieb es durch Ihren Willen zur Gestaltung nicht aus, dass Sie 1986 Kandidat der Bürgermeisterwahl Ihrer Heimatstadt Lauingen wurden. Und das mit durchschlagendem Erfolg! Ihre zupackende, manchmal auch forsche Art, Projekte voranzutreiben um Ihre Heimat nach fester Überzeugung zukunftssicher zu machen, brachte Sie und Lauingen immer wieder in die überregionale Presse: Ich zitiere die Süddeutsche Zeitung: 

„Georg Barfuß passt so gar nicht in das Raster eines bayerischen Kleinstadt-Bürgermeisters. …liberal, kreativ, tatendurstig, weltoffen, mutig, eigenwillig, ehrgeizig“. 

Die Häufung solch positiver Eigenschaften ist auch für die Süddeutsche alles andere als alltäglich.

Sie vertraten auch immer wieder unbequeme Meinungen, als Sie zum Beispiel den Verlust von Arbeitsplätzen in Ihrer Stadt mit dem Standort einer Müllverbrennungsanlage kompensieren wollten. Mit dieser Idee handelten Sie sich nicht nur Unverständnis ein, sondern es wurde sogar Protest laut. Ihr Mut wurde aber belohnt. Die Müllverbrennung kam nicht, dafür kamen das für ganz Süddeutschland zuständige Bildungszentrum für Umweltschutz und drei namhafte Recyclingfirmen, so dass sich heute Lauingen neben Augsburg mit Fug und Recht „Umweltstadt Schwabens“ nennen kann.

Ein weiterer deutschlandweit beachteter Coup (gespr. Cu) gelang Ihnen, als Sie das Deutz-Traktorenwerk von Köln nach Lauingen holten, von der Großstadt in die unsere Heimat. Das verstand in Köln keiner: „Von der Grossstadt in die schwäbische Provinz.“, so die Denke dort. Same-Deutz gehört heute zu einem der größten Traktoren-hersteller Europas und ist ein bedeutender Arbeitgeber im Branchenmix unserer Heimat. 

Bundesweite, ja europaweite Aufmerksamkeit ernteten Sie auch in Ihrer Zeit als Bürgermeister mit dem Neubau einer klassischen Moschee mit Minarett. Auch bei diesem Projekt mussten Sie durch das Fegfeuer von massiven Beschimpfungen und Anfeindungen gehen. Sie standen das gemeinsam mit der großen türkischen Familie Lauingens durch und erhielten für Ihren Einsatz 2003 den türkisch-deutschen Freundschaftspreis aus den Händen des Bundespräsidenten. Sie stehen damit in einer Reihe mit dem Altoberbürgermeister Christian Ude und dem ehemaligen Innenminister Otto Schily. Heute steht Lauingen in den Annalen des Informationsdienstes der Bundeszentrale für politische Bildung.

Und als der Bescheid zum Bau der Ortsumfahrung der Bundesstraße 16, den Sie vehement und mit Klinkenputzen in den Ministerien vorangetrieben haben, im Lauinger Rathaus einging, haben Sie Ihr Versprechen wahrgemacht und sind nach Andechs gepilgert, um an höchster Stelle Dank zu sagen – und nicht wegen des Andechser Bieres.

Natürlich gab es für Sie in den 18 Jahren im Lauinger Rathaus auch Rückschläge und schwierige Situationen. Ihre Wahlniederlage 2004 war mit Sicherheit eine herbe, persönliche Enttäuschung. Aber, eines kommt in der heutigen Gesellschaft, die von Medien und Werbung geprägt ist, oft zu kurz:

Wahre Persönlichkeiten sieht man auch daran, dass Sie nach Niederlagen wieder aufstehen und nicht den Kopf in den Sand stecken. Und das haben Sie, sehr geehrter Prof. Dr. Georg Barfuß politisch aber auch persönlich absolut unter Beweis gestellt. Auch dies zeichnet ihre Vorbildfunktion aus.  

Ihnen ist es auch trotz hoher Arbeitsbelastung gelungen, die in Ihrer Frei- und Nachtzeit erstellte Doktorarbeit mit Ihrem Lieblingsthema „Migration und Integration als kommunalpolitische Herausforderung“ abzuschließen und damit an der Universität Augsburg erfolgreich zu promovieren. 

Nach Ihrem Lebensmotto „Selbstvertrauen und Gottvertrauen“ zeigten große Nehmerqualitäten, verschmerzten diese sehr rasch. Sie haben sich auch immer wieder als liberalen Konservativen“ bezeichnet und waren ein Kämpfer für die Freiheit. Bei der FDP übernahmen Sie in der Folge nicht nur den Fraktionsvorsitz im Kreistag, sondern wurden einstimmig für die Landtagswahl 2008 als Kandidat vorgeschlagen. Wie erwartet, zogen Sie in den Landtag ein – leider nur für eine Periode, denn fünf Jahre später scheiterte die FDP an der 5%-Hürde. Ihr Ergebnis war ungeachtet dessen sehr gut. 

2015 war für Sie ein Schicksalsjahr. Dass diese Lebenszeit so düster und dunkel für Sie begann, war nicht vorauszusehen. Im Februar 2015 erkrankten Sie schlagartig an der seltenen Nervenkrankheit, dem Guillain-Barré-Syndrom. Ein langer Leidensweg begann. Gefangen im eigenen Körper kämpften Sie sich über Wochen des Komas und monatelanger Therapie mit Mut und Gottvertrauen in das Leben zurück. Ihre Lebenseinstellung 

„Ich bin ein unverwüstlicher Optimist und ein gläubiger Christ“

half Ihnen über manche dunkle Stunde und einsame Tage hinweg, so dass Sie heute, zwar körperlich eingeschränkt, aber mit geistiger Frische, seelischer Ausgeglichenheit und großer Lebensfreude am alltäglichen Geschehen teilnehmen können.

Ihre politische Karriere endete 2020 nach 42 Jahren Mitgliedschaft im Kreistag. Zu den ideellen Höhepunkten Ihrer politischen Laufbahn gehören die Verleihung des Titels Altbürgermeister durch die Stadt Lauingen und die Auszeichnung mit der Verdienstmedaille in Silber der Bayerischen Staatsregierung. Doch auch einen weiteren Glanzpunkt Ihres politischen Wirkens erleben Sie heute: 

Die Auszeichnung mit dem Ehrenring in Gold des Landkreises Dillingen.

Ich gratuliere Ihnen persönlich und im Namen des Landkreises sehr herzlich und wünsche Ihnen weiterhin viel Mut und Freude im Leben – getreu Ihres schwäbischen Lebensmottos:

„Wenn ma was apackt, dann g´scheit!“

Weiterhin viel Kraft beim Apacka!